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Robert Elsie

Texte und Dokumente zur albanischen Geschichte

   
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General Ignaz Freiherr Trollmann von Lovcenberg (1860-1919).



General Ignaz Freiherr Trollmann
von Lovcenberg (1860-1919).

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1917
Leo Freundlich:
Eine albanische Huldigungsdeputation
in Wien

Während des Ersten Weltkrieges wurde Albanien zum großen Teil von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt. Am 21. November 1916 starb der alte Kaiser Franz Josef I (1830-1916), der die Monarchie von 1848 bis 1916 regiert hatte. Ihm folgte sein Großneffe Kaiser Karl (1887-1922), der bis zum Zusammenbruch der Monarchie und des Österreichisch-Ungarischen Weltreiches im November 1918 regierte. Im April 1917 lud der Höchstkommandierende der k.u.k Streitkräfte in Albanien, General Ignaz Freiherr Trollmann von Lovcenberg (1860-1919) eine große Deputation albanischer Führer nach Wien ein, in erster Linie um den neuen Kaiser zu huldigen, aber sicherlich auch mit Blick darauf, albanische Unterstützung für die Monarchie zu gewinnen, deren Streitkräfte in zunehmenden Schwierigkeiten geraten waren. Die meisten Stammesführer hatten ihre Bergheimat nie verlassen, und man kann sich gut vorstellen, wie überwältigt sie waren, als sie mit der crème de la crème der Wiener Gesellschaft in Kontakt kamen. Die „Albanische Korrespondenz“ des Leo Freundlich berichtet hier auch, wie verwundert die Wiener Bevölkerung bei Ansicht der fremderscheinenden Albaner war.

 



Die albanische Huldigungsdeputation in Wien, 18. April 1917



Die albanische Huldigungsdeputation in Wien,
18. April 1917

Die albanische Huldigungsdeputation in Wien, 18. April 1917

17. April 1917

Unter der Führung des Höchst-kommandierenden in Albanien, Ignaz Trollmann, traf gestern nachts eine aus 34 Mitgliedern bestehende albanische Deputation ein, um dem Kaiser Karl die Huldigung Albaniens darzubringen. In dieser Deputation sind sämtliche Teile des Okkupationsgebietes und alle drei Glaubensbekenntnisse des Landes vertreten. Skutari ist durch den Bürgermeister Mussah Efendi Juka, Kol Ujka und Hassan Effendi Bekteshi vertreten. Die katholischen Bergstämme haben den berühmten Bajraktar von Schkreli Vat Marashi, den Wojwoden von Kastrati Gjelosh Gjoka, und den mohammedanischen Notablen Abdi Kola Bey von Shala entsendet, Postripa den Wojwoden Hasan Ahmeti. Vertreter von Alessio ist der bekannte Häuptling von Klementi Ded Coku und von Bregumatja Mano Bey und Mehmed Bey. Puka und Mirdita sind vertreten durch Kapetan Ndue Gjoni, Wojwode Zef Noci, Wojwode Zejnel Aga, Mati durch das Haupt des angesehensten Geschlechts Zogoli, Achmed Bey, Kruja durch den Naib-Mufti Muharrem Pengili, Tirana durch Djellal Bey Toptani (ein Vetter Essads) und Mussa Naci, Durazzo durch den Bürgermeister Izzedin Beshiri und dem Stadtpfarrer päpstlichen Protonotarius Monsignore Nikolaus Kaciorri. Den Kreis Kawaja vertritt der Bürgermeister Kassim Bey und Shehziver Bey, Elbassan der ehemalige albanische Postminister Lef Nosi und Irfan Bey. Die Kreise Berat und Skrapari haben entsendet Sami Bey Vrioni, gewesenen Hofmarschall des Prinzen Wied, Schwiegersohn Essad Toptanis, den Mufti Mehmed Essad und Demeter Lavda, der Kreis Ljuschna Achmed Bey Ressuli und Emin Wockopola. Den Kreis Fieri vertritt Kahreman Vrioni. Das Gebiet Dzuri-Pishkopeja ist durch den Stammeshäuptling Eles Jussuf und den Unterpräfekten von Ljuma Salih Spahia, Krasniqi durch den bekannten Häuptling und Unterpräfekten Hüsni Bey Cur vertreten, die Zadrima durch A. Miloti. Als Vertreter der Albaner von Kossowo nimmt der ehemalige albanische Minister Hassan Bey Prishtina an der Abordnung teil.

General Trollmann wird vom Generalstabsoffizier Oberstleutnant Myrdacz, Hauptmann Wimmer, vom Personaladjutanten Oberleutnant Holzspach und Oberleutnant Vukic begleitet. Am Bahnhof wurde die Deputation vom Generalstabshauptmann Ritter von Gross, Hauptmann Stojakowic und Konsul von Rudnay erwartet. Nachdem General Trollmann am Bahnhof die Vorstellung der erschienenen Offiziere, des Konsuls von Rudnay und des Chefredakteurs Freundlich entgegengenommen hatte, fuhren die Mitglieder der Deputation in einer grösseren Anzahl von Automobilen in die Hotels.

Heute Vormittag besichtigte die albanische Huldigungsdeputation unter der Führung des Generals Trollmann die kaiserliche Schatzkammer. Um zehn Uhr vormittags fuhren die Mitglieder der Deputation in Militärautomobilen vor dem Eingang der Schatzkammer vor, wo sie sich im Vestibule dem General Trollmann anschlossen. In der Schatzkammer wurde die Deputation vom Oberstkämmerer Grafen Berchtold empfangen, der sie in einer Ansprache willkommen hiess. Ausser dem Oberstkämmerer hatte sich der Leiter der Schatzkammer Baron Weckbecker eingefunden.

Mit grossem Interesse besichtigten die Mitglieder der Deputation die Sammlung der Schatzkammer und gaben ihrer Bewunderung für dieselben lebhaften Ausdruck. Die Erläuterungen wurden von den Professoren Pekmezi und Rotta vermittelt.

Nach der Besichtigung der Schatzkammer begaben sich die Mitglieder der Deputation ins Kunsthistorische Museum, wo gleichfalls Oberstkämmerer Graf Berchtold anwesend war. Der administrative Leiter des Museums Baron Hold sowie mehrere Kustoden übernahmen die Führung der Deputation. Die reichen Waffensammlungen des Museums fanden den bewundernden Beifall der Mitglieder der Deputation ebenso die anderen Sammlungen des Museums, die besichtigt wurden. Hervorragendes Interesse konzentrierte sich selbstredend auf zwei Nationalheiligtümer der albanischen Nation, die sich im Besitze des Kunsthistorischen Museums befinden, das Schwert und den Helm Skanderbegs.

Helm des Skanderbeg im Kunsthistorischen Museum, Wien.



Helm des Skanderbeg im Kunsthistorischen Museum, Wien.



Helm des Skanderbeg im
Kunsthistorischen Museum,
Wien.

Nach vorgenommener Besichtigung des Kunst­historischen Museums begaben sich die Mitglieder der Deputation in Automobilen in ihre Hotels. Die malerischen Typen in ihrer schönen Nationaltrachten riefen überall, wo sie erscheinen, grösstes Ansehen hervor. Um halb ein Uhr fand im Hotel Meissl & Schadn ein gemeinsames Diner statt, bei welchem General der Infanterie Ignaz Trollmann den Vorsitz führte. Um 3 Uhr nachmittags unternahmen die albanischen Gäste eine Rundfahrt mittelst Salonwagens der städtischen Strassenbahnen über den Ring und auf den Zentralfriedhof, wo die Heldengräber und das Grab des Bürgermeisters Lueger besichtigt wurden.

In Stellvertretung des Generals Trollmann legte Oberstleutnant Myrdacz der namens der Deputation am Heldendenkmale einen grossen Lorbeerkranz mit einer Schleife in den albanischen Nationalfarben nieder. Hierauf erfolgte die Rückfahrt in die Stadt.

Um halb acht Uhr fand ein gemeinsames Abendessen im Hotel Erzherzog Karl statt. Die Mitglieder der albanischen Huldigungsdeputation erregten überall, wo das Publikum ihrer ansichtig wurde, grösstes Aufsehen. Insbesondere die verschiedenen Stammeshäupter nordalbanischer Bergstämme fielen durch ihr Aussehen auf. Es sind meist Männer von mehr als gewöhnlicher Grösse und ausserordentlich kriegerisches Aussehen. Dieses Letztere wird noch durch die malerische Nationaltracht gehoben. Die meisten der Malissorenhäuptlinge tragen goldbestickte Jacken, die übrige Kleidung in weissen Loden und die weisse albanische Kappe. In ihren Gürteln stecken schwere mit Silber beschlagene alte Waffen. Unter den Mitgliedern der Deputation fallen durch ihr Ansehen auch einige mohammedanische Priester in wallendem Gewand mit weissem Turban auf. Wo die albanischen Gäste erschienen, wurden sie vom Publikum mit Sympathie begrüsst.

Die Mitglieder der albanischen Huldigungsdeputation drücken ihre große Befriedigung darüber aus, dass ihr Wunsch persönlich dem Kaiser huldigen zu dürfen, nun in Erfüllung geht. Sie sind von allem, was sie in Wien bisher gesehen haben, begeistert und drücken ihre Bewunderung für die Schönheit der österreichischen Hauptstadt in der wärmsten Weise aus.

Wie die Albanische Korrespondenz erfährt, wird die albanische Huldigungs-deputation am Mittwoch, den 18. April, um drei Uhr nachmittags vom Kaiser in Audienz empfangen werden. Am selben Tage um 4 15 Minuten wird der Minister des Äusseren, Graf Czernin, um 5 Uhr nachmittags der Bürgermeister, Dr. Weiskirchner, die Deputation empfangen. Am Donnerstag, den 19 d. M., wird Erzherzog Max die Deputation in Audienz empfangen und ein Dejeuner beim Minister des Äusseren, Grafen Czernin, stattfinden. Donnerstag abends wird die Deputation einer Vorstellung in der Hofoper beiwohnen.

 

18. April 1917

Die albanische Huldigungsdeputation besuchte heute Vormittag unter der Führung des Generals Trollmann die Kapuzinergruft. General Trollmann hielt am Grabe Kaiser Franz Josefs eine tiefempfundene Rede, in welcher er der Huld und des Wohlwollens gedachte, welche der verstorbene Monarch Albanien bewiesen hat. Das albanische Volk sei von innigem Danke und Liebe für weilend Kaiser Franz Josef erfüllt. General Trollmann legte am Sarge des Monarchen namens der Deputation einen Kranz nieder. Hierauf sprachen noch Dr. Pekmezi und Hassan Bey Prishtina, der in seiner Rede der Errettung Albaniens durch die ruhmreiche Armee des verewigten Monarchen gedachte und erklärte, dass die Albaner als dankbare Kinder das Andenken Franz Josefs I grüssen. Hierauf fuhr die Deputation in das Arsenal, wo unter der Führung des Generalmajors Hauser, des Obersten Julius, des Oberstleutnants Kestler, des Artilleriezeugsverwalters Jaschek und des Artillerieingenieurs Mell die Ruhmeshalle, das Heeresmuseum und erbeutete Geschütze besichtigt wurden. Nach einem Besuch der Stefanskirche fand unter dem Vorsitz des Generals Trollmann ein Diner im Hotel Bristol statt.

Die albanische Huldigungsdeputation zu Tisch im Hotel Bristol, Wien, 18. April 1917.



Die albanische Huldigungsdeputation zu Tisch im Hotel Bristol, Wien, 18. April 1917.



Die albanische Huldigungs-
deputation zu Tisch im
Hotel Bristol, Wien,
18. April 1917.

Heute Nachmittag wurde die albanische Huldigungs­deputation in besonderer feierlicher Audienz vom Kaiser und der Kaiserin in der Hofburg empfangen. Um 3 Uhr vollzog sich an der Schweizerstiege die Auffahrt der Deputationsmitglieder in zehn Militärautos. Die Auffahrt der zum grössten Teil in ihren Nationalkostümen erschienenen Deputierten bot ein ausserordentlich farbenreiches und malerisches Bild. Um 3:40 Minuten wurde die Deputation vom Kaiser und der Kaiserin empfangen. Nach der Entgegennahme und Beantwortung der Ansprache des Führers der Deputation, Generals Trollmann, sprach der Kaiser eine grössere Anzahl der Albaner an. Die Audienz, der auch der Minister des Äusseren Graf Czernin und Oberstkämmerer Graf Berchtold beiwohnten, dauerte 45 Minuten.

Bei der Audienz der albanischen Huldigungs-deputation richtete Djellal Bey Toptani, ein angesehener Notabler aus Tirana, an den Kaiser die Bitte, der Kaiserin ein in albanischer Handarbeit gefertigtes Kleidchen für die dreijährige Erzherzogin Adelheid überreichen zu dürfen. Das Kleid, das aus albanischen Stoffen mit kostbaren Goldstickereien ist, wurde hierauf von einem albanischen Einjährig-Freiwilligen der Kaiserin überreicht.

Kaiser Karl I (1887-1922)



Kaiser Karl I (1887-1922)



Kaiser Karl I (1887-1922)

Bei der Rückkehr von dem feierlichen Empfang in der Hofburg äusserten sämtliche Mitglieder der Deputation in begeisterten Worten den hohen Eindruck, den die Audienz auf sie gemacht hatte.

Die albanische Huldigungsdeputation erschien nach der Audienz beim Kaiserpaar unter Führung des Generals der Infanterie Trollmann beim k.u.k. Minister des Äusseren. Graf Czernin, der soeben von der Audienz in der Hofburg gekommen war, begrüsste die Deputation mit einer warmen Ansprache und zog hierauf eine grössere Anzahl der Deputationsmitglieder ins Gespräch.

Hierauf begab sich die Deputation zum Empfang ins Rathaus. Bürgermeister Dr. Weiskirchner, der hier die Gäste empfing, begrüsste den General Trollmann als den berühmten Bezwinger des Lovcen und gab der Freude Ausdruck, die berufenen Vertreter des albanischen Volkes in den Hallen des Wiener Rathauses begrüssen zu können. Der Bürgermeister gedachte in seiner Rede des tapferen albanischen Nationalhelden Skanderbeg und drückte den Wunsch aus, dass ein baldiger ehrenvoller Friede den kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung Albaniens fördern möge.

General Trollmann dankte dem Bürgermeister für den freundlichen Empfang und erklärte, er sei glücklich an der Spitze der Vertreter der Stände Albaniens nach Wien gekommen zu sein, um dem Kaiser zu huldigen. Alle Mitglieder der Deputation empfinden die Tage der Anwesenheit in Wien als Tage des Glücks. Wien habe sich vor den Kriege ausserordentlich entwickelt. Er wünsche, dass die schöne Residenzstadt auch nach dem Kriege unter der Leitung des Bürgermeisters einen weiteren Aufschwung mache. Die Deputation besichtigt hierauf das grosse Festsaal des Rathauses.

Während des gestrigen Soupers im Hotel Erzherzog Karl wurden dem Höchstkommandierenden in Albanien, General der Infanterie Trollmann, mehrere albanische Hochschüler, die ihren Studien in Wien obliegen, vorgestellt.

General Trollmann richtete an die jungen Leute ermunternde Worte und wies einem Studenten der Hochschule für Ackerbau gegenüber insbesondere auf die Wichtigkeit rationeller und intensiver Landbewirtschaftung für die Zukunft Albaniens hin.

 

19. April 1917

Die albanische Huldigungsdeputation besuchte heute unter der Führung des Höchstkommandierenden in Albanien, General der Infanterie Ignaz Trollmann, die spanische Hofreitschule. Die Deputation wurde vom Ersten Stallmeister des Kaisers Rittmeister Grafen van der Straaten begrüsst. Eine Anzahl edler Pferde aus den kaiserlichen Gestüten wurden in den Gangarten der hohen Schule vorgeführt. Die Darbietungen fanden bei den Mitgliedern der Deputation ausserordentlichen Beifall.

Unter der Führung des Rittmeisters Grafen van der Straaten begab sich hierauf die Deputation in die kaiserlichen Hofstallungen, wo die Pferde, die Sattelkammer sowie die kaiserlichen Galawagen besichtigt wurden. Hierauf fand ein Besuch des Naturhistorischen Museums statt.

Für ½ 2 Uhr hatte der Minister des Äusseren Graf Czernin die Deputation zu einem Dejeuner im Hotel Imperial eingeladen. Bei demselben begrüsste Sektionschef Dr. Freiherr von Flotow die erschienen Gäste im Namen des Ministers des Äusseren. Ausser dem General der Infanterie Trollmann und den Mitgliedern der Deputation nahmen an dem Dejeuner teil: Sektionschef Ippen, die Generalkonsuln Rappaport-Arbengau und Juristowski, Konsul von Rudnay, die Hofsekretäre Baron Prandau, Baron Dipauli und von Eckardt, Oberstleutnant Myrdacz, Generalstabshauptmann Ritter von Cross, Generalstabshauptmann Stojakovic, Hauptmann Wimmer, Personaladjutant Oberleutnant Holzspach, u.a.

Um 3 Uhr 30 Minuten wurde die Deputation unter der Führung des Generals der Infanterie Trollmann im Augartenpalais vom Erzherzog Max in besonderer Audienz empfangen. Nach 4 Uhr begab sich die Deputation zu einem Empfang beim Oberstkämmerer Grafen Berchtold in dessen Palais in der Strudelhofgasse. Am Abend wohnten die Mitglieder der albanischen Huldigungsdeputation der Aufführung von Fidelio in der Hofoper bei. Hierauf fand ein gemeinsames Souper im Hotel Erzherzog Karl statt.

 

20. April 1917

Die albanische Huldigungsdeputation wurde heute Vormittag im Kriegsministerium vom Kriegsminister General der Infanterie Stöger-Steiner von Steinstetten empfangen. In Vertretung des Generals der Infanterie Trollmann richtete Oberstleutnant Myrdacz namens der Deputation eine Ansprache an den Kriegsminister, die von diesem mit einer Begrüssungsrede an die Huldigungsdeputation erwidert wurde. Der Kriegsminister hielt hierauf Cercle, in dessen Verlauf er mehrere Mitglieder der Deputation ins Gespräch zog.

Hierauf begab sich die Huldigungsdeputation zum Chef des Generalstabes, General Arz von Straussenburg. Da der Generalstabschef verhindert war, wurde die Deputation in seiner Vertretung von Feldmarschalleutnant von Höfer willkommen geheissen. Im Anschluss hieran fand ein Empfang der Deputation in den Empfangeräumen der Marinesektion statt. Der Stellvertreter des Chefs der Marinesektion, Konteradmiral Rodler, begrüsste die Deputation in albanischer Sprache. Hassan Bey Prishtina dankte in einer französischen Rede für die freundliche Aufnahme.

Hierauf fand eine gemeinsame Automobilfahrt der Huldigungsdeputation auf den Kobenzl statt, wo im Schlosshotel das Mittagessen eingenommen wurde. Nachmittag besichtigte die albanische Huldigungsdeputation dem Schönbrunner Park, die Menagerie und die Gloriette. Ein Teil der albanischen Huldigungsdeputation hat heute bereits Wien verlassen, ein anderer Teil unter der Führung des Höchstkommandierenden in Albanien, General der Infanterie Trollmann, tritt Montag, den 23. April, die Rückreise nach Albanien an.

 

21. April 1917

Die albanische Huldigungsdeputation besuchte heute Vormittag das von k.u.k Handelsministerium errichtete Konvikt für albanische Knaben in der Krottenthalergasse
Die Deputation wurde im Konvikt namens des Handelsministeriums von Herrn Hofrat Dr. Karl Simeons und vom Leiter des Konviktes Dr. Robert von Kéler, k.k. Hofkonzipiet, begrüsst und besichtigte hierauf die Räume der Anstalt.

Da ein Teil der albanischen Huldigungsdeputation bereits gestern nachts Wien verlassen hat, fand vorher im Hotel Meissl & Schadn ein feierliches Abschiedessen statt. Bei derselben hielt der Höchstkommandierende in Albanien, General der Infanterie Ignaz Trollmann, eine Rede, in welcher er festhielte, dass der Empfang der Deputation in Wien bei allen Mitgliedern die höchste Zufriedenheit hervorgerufen habe. Insbesondere seien die Mitglieder der Deputation hoch erfreut über die herzliche Art des Empfangs, die ihnen der Kaiser und Erzherzog Max angedeihen liessen.

General Trollmann dankte allen Mitgliedern der Deputation für die schöne Eintracht, die sie bei diesem Anlasse an den Tag gelegt haben, und sprach die Hoffnung aus, dass die Eintracht aller Kreise, Stände und Stämme in Albanien dauernd bleiben werde. Die Einigkeit aller Albaner sei von hoher Bedeutung für die Zukunft des albanischen Volkes.

General Trollmann erklärte, dass er glücklich sei bei diesem Anlasse, die Überzeugung erworben zu haben, dass sein Wirken im Lande auf das Vertrauen aller Kreise gestützt sei. Das verständnismässige Eingehen auf die Anordnungen des Korpskommandos erleichtere ihm seine Aufgabe, die er darin sehe, das Land zu Einigkeit, Ansehen, Zufriedenheit und Glück zu führen.

General Trollmann schloss seine Rede mit dem Appell an alle Bewohner Albaniens ohne Ausnahme, ihn in seiner Arbeit zu unterstützen, mit den Dank für die Anhänglichkeit der Albaner an seine Person und mit der Versicherung, dass auch er sie in diesem Tage fester in sein Herz eingeschlossen habe. General Trollmann erhob sein Glas auf eine glückliche Zukunft Albaniens und des albanischen Volkes mit dem Ausrufe “Rroftë Shqypënija!” (Es lebe Albanien).

Monsignore Nikolla Kaciorri (1862-1917)



Monsignore Nikolla Kaciorri (1862-1917)



Monsignore Nikolla Kaciorri
(1862-1917)

Hassan Bey Prishtina überreichte hierauf namens der Deputation dem General Trollmann als Zeichen der Anhänglichkeit der Albaner eine kostbare goldene Tabatiere und sagte in einer Ansprache, dass General Trollmann nicht nur ein treuer und geliebter Freund des albanischen Volkes sei, er sei auch jener tapfere Krieger, der mit einer ruhmreichen Armee Albanien vor der Grausamkeit seiner Feinde errettet habe. General Trollmann solle versichert sein, dass die Albaner ihm immer dankbar sein werden und dass sein Name ehrenvoll in der Geschichte Albaniens eingetragen werde.

Monsignore Kaciorri sagte, die Albaner mehr als begeistert sind von dem ausserordentlichen Empfang, der ihnen in dieser schönen und lieblichen Stadt bereitet worden ist. Im Namen aller Delegierten danke er für den ehrenden Empfang, der ihnen durch den Kaiser, der Erzherzog Max, die Stadtvertretung und alle Kreise bereitet worden ist. Im Namen aller Albaner versprechen die Delegierten seine Exzellenz den Höchstkommandierenden in seiner schweren Arbeit für die Entwicklung des Landes mit allen Kräften zu unterstützen. Zum Schluss sprach Monsignore Kaciorri dem General Trollmann Dank für alles Gute aus, dass er dem albanischen Volke erwiesen habe. Die Rede wurde von der Deputation mit begeisterten Hochrufen auf General Trollmann entgegengenommen. General Trollmann und die noch hier weilenden Delegierten werden Montag, den 23. April, ihre Rückreise nach Albanien antreten.

 

 

[Albanische Korrespondenz, Hrsg. Leo Freundlich, 17.-21. April 1917]

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General Ignaz Freiherr Trollmann von Lovcenberg (1860-1919).